top of page

Wie stark fühlen Sie sich?

Mentaltraining ist vielen Menschen bekannt als Methode zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft im Sport und zur Förderung von Entspannung, Gelassenheit und innerer Kraft ganz allgemein – mittlerweile ist Mentaltraining auch in Firmen und Institutionen angekommen. Auch Krankentaggeld-Versicherungen, Invalidenversicherungen und Jobcoaching-Agenturen profitieren vermehrt von Mentaltraining-Angeboten als unterstützende Massnahme in der Arbeitsintegration und der Therapie von Krankheiten und Verletzungen – das Interesse an Mentaltraining als therapiebegleitende Massnahme wächst zusehends und wird von der Wissenschaft gestützt.

Mentaltrainings trainieren die Exekutivfunktionen des Gehirns und das ''Growth Mindset''.

Das Gehirn ist das Steuerungsorgan, welches dafür sorgt, das Menschen wahrnehmen, fühlen, agieren und reagieren. Genau deshalb ist das Mentaltraining stark körper- und bewegungsorientiert. Kein Bereich steht für sich alleine: Im Kopf laufen alle Fäden zusammen. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich um neuronale Prozesse, um ein Ineinandergreifen unterschiedlicher Systeme. Mentaltrainings haben sich als ein ganzheitliches Trainings- und Coachingkonzept bewährt. Nicht zuletzt im therapeutischen Kontext vermag das Mentaltraining viele gute Dienste zu leisten, denn die tatsächliche Auseinandersetzung mit den körperlichen und emotionalen Aspekten einer Konfliktsituation können darin ideal simuliert und kontrollierbar gemacht werden.

 

Auch wenn Mentaltraining keine Therapieform darstellt, kann es die Fortschritte von Therapien durch den ausgeprägten Alltags- und Realitätsbezug und die starke Körperorientierung ideal ergänzen und optimieren. So werden die Methoden des Mentaltrainings vermehrt auch von Psychotherapeuten und Ärzten erfolgreich in ihren Praxen eingesetzt.

Das Aufkommen der Neurowissenschaften führte dazu, dass körperorientierte Methoden wie bspw. Qi Gong, Yoga, Feldenkrais, Wing-Wave sowie das moderne Mentaltraining und deren Wirkungsweise bezüglich der Stärkung körperlicher und seelischer Selbstheilungskräfte und der Persönlichkeitsentwicklung erforscht und wertgeschätzt werden. Immer mehr finden körperorientierte Trainings- und Therapiemethoden auch in der westlichen Psychotherapie und der Medizin Anerkennung und werden in die Behandlung von psychosomatischen und posttraumatischen Stresserkrankungen integriert. Zahlreiche empirische Studien belegen inzwischen die Wirksamkeit körperorientierter Methoden, gerade im Rahmen von Ressourcenorientierung, Selbstregulation und Selbstwirksamkeit.

 

Ein sehr eindrückliches System dieser Künste ist das chinesische Yiquan, welches als äusserst effektives, althergebrachtes und empirisch erforschtes Mentaltraining bezeichnet werden kann und einen überzeugenden Werkzeugkoffer bietet, den Körper, das Körperbewusstsein und die psychomentale Gesundheit zu stärken. Yiquan ist eine chinesische Kampf- und Heilkunst und ein längst etabliertes Mentaltraining sowie neurozentriertes Training. Wissenschaftliche Untersuchungen aus neuropsychologischer Sicht zeigen auf, dass Yiquan, Qigong und dergleichen einen skalierbaren Einfluss auf die mentalen Ressourcen, ja sogar direkt auf die Hirntätigkeit und die neuronalen Strukturen haben können. Seit einiger Zeit ist auch das Interesse der Neuropsychologie für körperorientierte Trainings- und Therapieformen erwacht.

Das ganzheitliche Mentaltraining von Dominik Riederer bedient sich der Erkenntnisse dieser wertvollen, althergebrachten und empirisch erforschten Methoden und verfeinert sie mit wissenschaftlich fundierten Trainingskonzepten zu einem hochwirksamen neurozentrierten Training. Die Möglichkeit, durch körperorientierte Trainings- und Therapieformen die Kompetenzen von gesunden und kranken Menschen zu stärken, ihren eigenen Körper wieder bewusster und prägnanter zu erleben und ihre Sinneserfahrungen zu erweitern und zu differenzieren, stärkt ihr Selbstbild und Ich-Gefühl und lässt sie erkennen, dass das Ich nicht vom Körper getrennt ist. Ganz im Gegenteil: Der Mensch ist das Individuum, das sich die Welt handelnd erschließt, und so ist Wahrnehmung immer eine aktive Verarbeitung von sensomotorischen Informationen - und damit von Bewegung.


Mentaltraining ist bestens für die Entwicklung einer starken Persönlichkeit und Bildung einer Identität geeignet. Dies kann helfen, eine körperlich verankerte und spürbare Identität aufzubauen. Zudem werden die allgemeine Affektregulationsfähigkeit und Impulskontrolle gefördert. Dazu tragen u.a. die nach innen gerichtete Aufmerksamkeit, die Selbstreflexion, die Achtsamkeit für das gegenwärtige Geschehen, der Zugang zur sensomotorischen Wahrnehmung sowie ein klar umrissenes Selbstbild bei.

Als Selbstübungsmethode fördert das Mentaltraining vor allem die Selbstwirksamkeitsüberzeugung und damit das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und Potentiale. Die Erfahrung, dass man durch regelmäßiges Üben das körperliche und psychische Befinden positiv beeinflussen kann, wodurch man sich zentrierter, kraftvoller, ruhiger, aufgerichteter, zuversichtlicher etc. fühlt, ist essentiell selbstbestärkend. Ein weiterer Wirkfaktor ist die Schulung der Selbstwahrnehmung - Introspektion und Interozeption - die bei Menschen mit psychischen Dysbalancen häufig reduziert ist.

 

Mentaltraining bietet die Möglichkeit, zu erleben, wie sich Emotionen durch Gedanken und Imagination (Innere Bilder), Körperhaltungen, Ateminterventionen und Bewegungen beeinflussen lassen. Das vitale Erleben einer entspannt aufgerichteten Haltung wird zum biopsychophysischen Gesamteindruck des Selbst und zu einem neuronalen Erlebnismuster. Das Erkennen von eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Grenzen, Stärken, Routinen und Potenzialen, hilft uns ein stabiles Selbstkonzept zu entwerfen.


Durch die Schulung der Beobachtungsfähigkeit für den eigenen Körper und Geist während des Mentaltrainings, wächst auch eine verfeinerte Selbstwahrnehmung in Alltagssituationen und verschafft dem Trainierenden ein Gefühl von Kontrolle. Auf intrapersoneller Ebene lernt man beispielsweise aus den meditativen Übungen, dass mentale Prozesse entweder angeregt oder gehemmt werden können  - je nach Fokus der Übungen – welche sich auch im Grad der Aktivierung und Erregung im Körper zeigen.

Als ganzheitliches Übungssystem beeinflusst das Mentaltraining bei regelmässiger Ausübung nachhaltig und positiv die psychische Grundverfassung des Menschen. Wird Mentaltraining als therapiebegleitende Massnahme genutzt, so bietet es ein vielschichtiges und differentielles Instrumentarium zur Selbsterforschung - aber auch für die Implementation von neuen, lebenskorrigierenden Erfahrungen durch realitätsnahe Kompetenzerwartungstrainings.

Theorie des Embodiment

 

Die Theorie des Embodiment bezieht sich auf die Vorstellung, dass kognitive Prozesse eng mit dem Körper und der sensorischen Erfahrung verbunden sind. Es besagt, dass kognitive Funktionen nicht nur im Gehirn stattfinden, sondern auch in Wechselwirkung mit dem Körper und der Umwelt stehen. Gemäss dieser Theorie werden sensorische und motorische Erfahrungen als grundlegend für die Bildung von Bedeutung und das Verstehen der Welt angesehen. Der Körper dient als Schnittstelle zwischen dem Geist und der physischen Umgebung. Durch das Wahrnehmen und Interagieren mit der Umwelt erhält der Geist Informationen, die seine kognitiven Prozesse und die Art und Weise, wie er die Welt versteht, beeinflussen. Das Embodiment betont die Bedeutung der Körpererfahrung und sensorischen Informationen für das Denken, Lernen und die Interaktion mit der Welt.

 

Das neuronale Erlebnismuster erschaffen!

 

Allgemein gesprochen bezieht sich der Begriff "neuronales Erlebnismuster" auf die Aktivierung bestimmter neuronaler Verbindungen im Gehirn. Neuronale Netzwerke bestehen aus einer Vielzahl von Neuronen, die miteinander verbunden sind und kontextabhängig Informationen verarbeiten und übertragen. Das neuronale Erlebnismuster ist ein spezifisches Muster, welches durch erlebte Erfahrungen erlernt und mit Erlebnissen in Verbindung gebracht wird. Dabei werden sensomotorische Reize aus der Interaktion mit der Umwelt im Gehirn verarbeitet und integriert (Priming) und bilden daraus bestimmte Verhaltensmuster, welche die Art und Weise beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen und uns in ihr bewegen. Wiederholen wir diese Interaktion mit der Umwelt ständig auf die gleiche Weise, bildet sich ein festes neuronales Erlebnismuster aus - eine Reizreaktionskette entsteht - und daraus bilden sich feste Gewohnheiten und Affekthandlungen.


Die Kontextbildung (Framing) spielt dabei eine grosse Rolle, denn wir können entscheiden, wie wir die eingehenden Informationen aus der Umwelt interpretieren und welche Bedeutung wir ihnen zumessen. Dies ist besonders dann wichtig, wenn uns nicht gefällt, wie wir mit der Umwelt interagieren und uns im besagten Kontext dabei fühlen.

Im Mentaltraining erarbeitet man dazu ein adäquates Verhaltensmuster, welches in einen - dem Klienten entsprechenden - Kontext eingebunden ist und auf vorhergehenden sensomotorischen Reizen basiert, sodass man in der belastenden Situationen seine Mitte aufrechterhalten kann und handlungsfähig bleibt.

 

“Wie fühlt sich Stärke an?“

Es kann geschehen, dass mentale und körperliche Bewegungen in einem Menschen Erlebensqualitäten hervorrufen, die bis jetzt in dessen Leben wenig vorhanden, schwierig erreichbar oder nicht erlaubt waren. Dazu kann zum Beispiel gehören, sich ‘’Machtvoll wie ein Tiger’’ oder sich ‘’Frei wie ein Kranich in den Lüften’’ oder ‘’Stark verwurzelt wie eine Eiche’’ zu fühlen. Das starke Gefühl von festem Boden unter den Füssen zu spüren und in sich zu ruhen – in Kontakt zur eigenen Mitte zu sein - ist das Fundament der psychomentalen und körperlichen Gesundheit.

​Erkennt man in der Schlüsselmomentanalyse, wie man sich in Interaktion mit seiner Umwelt fühlt und möchte dieses Befinden verändern, kann man das aktuelle neuronale Erlebnismuster (Reizreaktionskette) dahingehend anpassen, sich im spezifischen Kontext besser zu fühlen. Ist das Problem bspw. eine Angststörung, muss diese Angst konkretisiert werden (‘’Ich habe Angst, dass meine Beine schwach werden und ich unter Menschen ohnmächtig werde’’), sodass dann die gewünschte, idealisierte Haltung trainiert werden kann (‘’Ich stehe stark wie eine Eiche, atme ruhig
und handle souverän’’). Dazu baut man im Mentaltraining ein komplett neues neuronales Erlebnismuster auf oder optimiert ein bestehendes im Rahmen eines Ressourcen-Reloads.

Im Ruhezustand und als mentaler Probelauf konditioniert, kann man diese neue Haltung dann in realitätsnahen Situationen - sogenannten Kompetenzerwartungstrainings - erproben und wieder die Kontrolle über das persönliche Befinden erlangen.

 

Wenn man ''steht wie eine Eiche'', ändert sich auch die innere Haltung – die Geisteshaltung. Man spürt sich klarer, fühlt sich geerdet und man steht zu sich. Eine wesentliche, oft gemachte Erfahrung von Trainierenden ist es, den Kontakt zur eigenen Mitte zu halten und sich gleichzeitig der Welt zu öffnen, oder eine Stabilität zu entwickeln, die auch flexibles Handeln ermöglicht. Gerade diese Fähigkeit, mit polaren Kräften angemessen umzugehen, kann in diesen Übungen praktisch erfahren werden. In einem ständigen Wechselspiel der entgegengesetzten Kräfte: Von öffnenden und schließenden, hebenden und senkenden, Spannung aufbauenden und wieder lösenden Bewegungsabläufen, bietet sich die elementare Erfahrung von Zusammengehörigkeit verschiedener Qualitäten, wie z.B. die Erkenntnis:

 

“Ich kann klar abgegrenzt und gleichzeitig liebevoll zugewandt sein.“

Die Ressourcen-Orientierung in Coaching, Training und Therapie ist deshalb so wichtig, weil man damit ein bestehendes, erfolgsbehaftetes neuronales Erlebnismuster reaktivieren und es in einen neuen Kontext einbinden kann. So ähnlich, wie wenn man mit einem Fotobearbeitungs-Programm am PC den Hintergrund eines Fotos entfernt, kann man die Person auf dem Bild (und das damit einhergehende Gefühl und Handlungsmuster) in ein neues Szenario einbetten.

Das bereits bekannte neuronale Erlebnismuster und damit das Gefühl der Selbstermächtigung wird einer zu verändernden Situation hinzugefügt und damit das Gefühl gestärkt, auch mit den Belastungen dieser aktuellen Situation umgehen zu können - sprich, die konfliktlösende Handlung tun zu können und anstehende Konflikte und Herausforderungen zu lösen.

bottom of page